Von der Niederschlagsmessstelle zur
automatischen Wetterstation
Als mein Vater im Jahr 1942 die Niederschlagsmessstelle Flöha von seinem Vorgänger, Herrn Bretschneider, übernahm, ahnte er sicherlich auch nicht, dass viele Jahre später die Messstelle noch Bestand haben wird.
Für seine Tätigkeit als städtischer Wassermeister war zu dieser Zeit die Wetter- und Niederschlagsbeobachtung eine gute berufliche Ergänzung.
Aus historischen Dokumenten von 1903 geht hervor, dass die Tätigkeit des Niederschlagsmengenbeobachters für Flöha, mit Blick auf die Hochwasservorhersage und Hochwasserwarnung, auch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts schon eine große Bedeutung hatte.
Die täglich Messungen erfolgten um 7 Uhr mit Hilfe eines Hellmanschen Regenmessers. Kam es zu starken Niederschlägen, mussten die Messung stündlich wiederholt und an die übergeordneten Stellen weitergemeldet werden. An genau vorgeschriebenen Stellen des Ortes musste mit beleuchteten Aushängen die nahende Hochwassergefahr bekanntgegeben sowie die davon unmittelbar betroffenen Firmen und Gutsbesitzer gewarnt werden.
Bei Schneefall wurde der gesamte Regenmesser in einen warmen Raum gebracht, um den Inhalt des Sammeltrichters erstmal aufzutauen. Danach konnte der gefallene Niederschlag mit dem Messglas gemessen werden.
Außerdem musste die Schneehöhe mit einem Schneepegel (Metall- oder Holzstab mit Zentimetereinteilung) gemessen werden.
Alle Werte wurden dann sorgfältig auf der monatlichen Meldekarte der Niederschlagsmessstelle vermerkt.
Zur Tätigkeit des Niederschlagbeobachters gehörte auch die tägliche Beobachtung und Aufzeichnung der Wetterereignisse wie z.B. Beginn und Ende des Regen, die Art des Niederschlags, der Bewölkung, aufziehender Gewitter und deren Zugrichtung sowie die Windstärke.
Am 01.06.1986 übernahm ich die Messstelle von meiner Mutter, welche nach dem Tod meines Vaters die Messungen und Beobachtungen weitergeführt hatte.
Aber Ende 1996 musste ich dann aus beruflichen Gründen (keine tägliche Anwesenheit vor Ort) schweren Herzens die Niederschlagsmessstelle aufgeben. Trotz mehrfacher Anfragen beim Deutschen Wetterdienst, nach einer halb- oder vollautomatischen Wetterstation, war die Weiterführung der Messstelle nicht mehr möglich.
Erst mit dem Einzug neuer und halbwegs erschwinglicher Technik konnte ich die Wetterbeobachtung als private Station wieder aufnehmen.
Am Anfang der 90er Jahre kaufte ich einen einfachen Regenmesser mit elektronischer Anzeige. Dieser zeichnete die Regenmengen nur für wenige Tage auf und die Werte mussten manuell auf Papier übertragen werden. Da ich zu dieser Zeit noch die offizielle Niederschlagsmessstelle betrieb, konnte ich so die Messwerte vergleichen. Sie stimmten so einigermaßen überein. Die Erfassung der Werte erfolgt nur sporadisch und situationsbedingt (z.B. bei Starkregen).
Im Oktober 2010 war es dann soweit. Die erste automatische Wetterstation eröffnete eine neue Etappe in der Wetterbeobachtung meiner Station. Die Montage erfolgte auf dem Dach unseres Hauses. Bedingt durch die sehr kurze Reichweite der Sendeeinheit und den örtlichen Gegebenheiten kam es häufig zum Datenausfall. Doch ein Anfang mit neuer Technik war erstmal gemacht.
Die Station war das Profi-Wettercenter WS 2800-IT. Es konnten die folgenden Daten erfasst werden:
- Raumtemperatur: -40ºC bis +59,9ºC mit 0,1ºC Auflösung
- Außentemperatur: -40ºC bis +59,9ºC mit 0,1ºC Auflösung
- Raumluftfeuchtigkeit: 1% bis 99% mit 1% Auflösung
- Außenluftfeuchtigkeit: 1% bis 99% mit 1% Auflösung
- Windgeschwindigkeit / Windböen Geschwindigkeit:
0 bis 180 km/h mit einer Auflösung von 0,36 km/h
0 bis 50 m/s mit einer Auflösung von 0,1 m/s - Gefühlte Temperatur (Wind-Chill) / Taupunkt:
-40ºC bis +59,9ºC (-40°F bis +140°F) - Regenmenge (24 Stunden, Gesamtmenge): 0 bis 9999,9 mm
- Luftdruck:
920 bis 1080 hpa, gemessen alle 15 Sekunden - Der Sendebereich betrug:
Thermo-Hygro-Sensor etwa 100 Meter im Freifeld
Regensensor etwa 50 Meter im Freifeld
Windsensor etwa 50 Meter im Freifeld
Die Fotos und Beschreibung in diesem Absatz stammen von der Webseite der Firma Technoline
Im November 2012 folgte dann die Wetterstation TFA Nexus Solar titanium. Diese hatte eine größere Reichweite für eine bessere Verbindung, einen größeren Speicher und war vor allem PC-tauglich.
- Wetterstation mit Thermo-Hygro-Sender, Regenmesser und Solar-Windmesser
- Kabellose Übertragung (max. 100m) von Außentemperatur und Außenluftfeuchtigkeit, Regenmenge, Windgeschwindigkeit und Windrichtung
- Anzeige von Innentemperatur und Innenluftfeuchtigkeit mit Komfortzone
- Absoluter und relativer Luftdruck und Vergangenheitswerte der letzten 24 Std.
- Wettervorhersage und Luftdrucktendenz
- Grafische Darstellung des Verlaufs von Luftdruck, Außentemperatur oder Luftfeuchtigkeit
- Windchill-Temperatur und Taupunkt
- Höchst- und Tiefstwerte-Funktion
- Programmierbare Alarmzustände, z.B. Temperaturalarm, Sturmwarnung usw.
- Funkuhr mit verschiedenen Weckalarmen und Snooze-Funktion, Datumsanzeige mit Wochentag (6 Sprachen),
- Zeitpunkt für Sonnenauf- und -untergang, Anzeige der aktuellen Mondphase
- Datenspeicher für 3000 Wetteraufzeichnungen
- PC-Schnittstelle mit Auswertungssoftware (zum Download)
- LED Hintergrundbeleuchtung mit Lichtsensor (im Dauerbetrieb mit Netzadapter)
Um die gemessenen Werte für die eigen Webseite zur Verfügung zu stellen, war die Wettersoftware WSWin von Werner Krenn die beste Lösung. Durch WsWin wurde alles sehr übersichtlich und informativ dargestellt. Außerdem bestand die Möglichkeit, die Werte an verschiedene Wetterdienste (z.B. AWEKAS, Weather Underground oder Wetternetz-Sachsen) zu senden.
Die Fotos und Beschreibung in diesem Absatz stammen von der Webseite der Firma TFA Dostmann
https://www.tfa-dostmann.de/produkt/funk-wetterstation-mit-wind-und-regenmesser-nexus-35-1075/
Um die Werte ständig aufzuzeichnen und ins Internet zu schicken war allerdings auch ein PC nötig. Bei mir fiel die Wahl auf den lüfterlosen Mini-PC ShuttleXP35V2, der mit einigen kleinen Aufrüstungen von 2012 bis 2025 zuverlässig seinen Dienst verrichtete. Außerdem war er auch für die Bereitstellung und Verarbeitung der WebCam-Fotos und des täglichen Wolken-Zeitraffervideos verantwortlich.
Doch jede Technik wird irgendwann den eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht.
Und so erfolgte im Januar 2025 die Erneuerung der alten Wetterstation. Am 22. Januar 2025 ging die neue Wetterstation der Firma Ecowitt schrittweise ans Netz und läuft seit dem problemlos.